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Wirtemberg unter Friedrich Wilhelm Karl (1797–1806)

 

Herzog Friedrich II. von Württemberg
Herzog Friedrich II. von Württemberg
friedrich Eugens ältester Sohn, Friedrich Wilhelm Karl, übernahm nun als Herzog Friedrich II. die Regierung. Er erkannte, dass sein Land in Gefahr war, im Streit der großen Mächte (Preußen, Österreich, Frankreich) zerrieben zu werden.

Gegen den Willen der Landstände1 gab er das Neutralitätsbündnis mit Frankreich auf und schloss sich Österreich im 2. Koalitionskrieg (auch: Erster Napoleonischer Krieg, 1798/99–1801/02) an. Zum Zeitpunkt des Anschlusses an Österreich war Süddeutschland durch die kaiserliche Armee besetzt.

Bald zeigte sich die militärische Überlegenheit Frankreichs. In der Schlacht bei Meßkirch (5. Mai 1800) überrannten die Franzosen im Mai des Jahres 1800 den Südwesten Deutschlands und verdrängten die kaiserliche Armee.

Frankreich um 1789
Frankreich um 1789

 

Schlacht von Hohenlinden, 1800
Schlacht von Hohenlinden, 1800

Da Österreich keinerlei Anstrengungen zur Verteidigung des Landes unternahm, musste sich der wirtembergische Herzog Friedrich mit seinen Truppen dem Rückzug der Österreicher anschließen.

Nach dieser Demütigung war sein Vertrauen in das Bündnis mit Österreich tief erschüttert und war praktisch zu einem Bündnis mit Frankreich gezwungen.

Frankreich schien unaufhaltsam auf der Siegesbahn zu sein und viele Völker und deren Herrscher, die schließlich fast alle aus Europa waren, wurden nach ihrer Niederlage gezwungen seine Bundesgenossen zu werden.

Durch steigende Preise und durch wachsende Steuerlast stieg der ökonomische Druck in Wirtemberg immer weiter an, wodurch es in den Jahren 1800/1801 zu einem neuen Anstieg der Auswanderung, was die Obrigkeit sehr beunruhigte.

Mit dem General-Rescript Nr. 1573 vom 21. Mai 1801 die Aufsicht auf Fremde, besonders Bettler und Vaganten, sodann die Ausstellung der Pässe betreffend, wandte sich Herzog Friderich der Zweyte, Von Gottes Gnaden, Herzog von Württemberg [bis 1806 Wirtemberg geschrieben], des heil. Röm. Reichs Erz-Panner und Churfürst, Herzog von Teck u.a. an die Oberbeamten:

„Unsern Gruß zuvor, Liebe Getreue!
Da es bey dem nun wieder eingetretenen Frieden [Zweiter Koalitionskrieg] zur dringenden Nothwendigkeit wird, zu Aufrechthaltung der öffentlichen Sicherheit, welche durch das in Kriegszeiten sich vermehrende herrenlose Gesindel gefährdet werden könnte, zweckmäsige Vorkehrungen zu treffen; so finden Wir einstweilen, und bis die sich etwa ferner entwickelnden Umstände und Bedürfniffe weitere Verfügungen erfordern werden, Uns veranlaßt, vor allen Dingen
1. Unsern sämmtlichen Beamten, besonders aber den an den Grenzen befindlichen, die strengste Befolgung der wegen Abtreibung - und Beyfahung der Bettler, Vaganten und Gauner bereits bestehenden und die sorgfältigste Aufmerksamkeit auf das zu besorgende Eindringen liederlichen Gesindels

G. Zeller: Sammlung der württembergischen Regierungsgesetze, 3. Teil, Ludwig Friedrich Fues, Tübingen, 1843, 3. Teil, S. 1171;

 

 

 

 

 

 

Im Frieden von Lunéville (1802), der den Zweiten Koalitionskrieg gegen Frankreich beendete, nahm Herzog Friedrich II. Verhandlungen mit Frankreich über einen Sonderfrieden auf.

Württemberg um 1790
Württemberg um 1790

Frankreich erhielt die seit 1793 besetzten linksrheinischen Besitzungen Wirtembergs und das seit 1790 besetzte Mömpelgard, das für 400 Jahre, von 1397-1796, zu Wirtemberg gehörte.

Im Mai 1802 wurde in Paris ein Vertrag geschlossen, in dem Wirtemberg eine reichliche Entschädigung für die verlorenen links-rheinischen Gebiete (von Basel bis an die Nette bei Andernach) in Aussicht gestellt wurde.

 

Frankreich ging es darum, starke süddeutsche Territorien zu schaffen, die als Gegengewicht gegen Österreich dienen sollten.

Das Kurfürstentum Wirtemberg

Unter der Protektion Napoleons erreichte Herzog Friedrich eine Vergrößerung des Territoriums Wirtembergs und die Erhebung zum Kurfürstentum; von 1803-1806 regierte er nun als Kurfürst Friedrich von Wirtemberg.

Württemberg von 1789-1810

 

Im Sommer 1805 schlossen sich England, Russland und Österreich zu einer neuen Koalition gegen Frankreich zusammen und Mitte September marschierten die Österreicher, Ende September die Franzosen in Wirtemberg ein.

Österreich um 1806

 

Kurfürst Friedrich sah sich nun gezwungen, seine Neutralitätsstrategie aufzugeben und ließ sich auf Verhandlungen mit Frankreich ein.

Residenzschloss Ludwigsburg
Residenzschloss Ludwigsburg

Am 5. Oktober 1805 schloss sich Friedrich II. im Ludwigsburger Schloss den Franzosen an. Einerseits gab Napoleon ihm volle Souveränität über sein Land, versprach ihm eine enorme Vergrößerung des Territoriums Wirtembergs und die Erhebung zum Königreich; andererseits musste Friedrich als Bundesgenosse Napoleons Truppen stellen, die an der Seite der Franzosen zu kämpfen hatten.

 

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1Landstand: die nach Ständen (Geistlichkeit, Ritterschaft, Städte, selten auch die Bauern) gegliederte Vertretung des Landes gegenüber dem Landesherrn.

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