Du bist in: Württemberg > Würtemberg im 19. Jahrhundert

Die allgemeine Wehrpflicht

 

württembergische Infanterie 1806
württembergische Infanterie 1806

Mit der Anerkennung der französischen Oberherrschaft (1806), galt nun auch, nach französischem Muster, die allgemeine Wehrpflicht (6. August 1806). Prinzipiell war nun jeder Württemberger über 18 Jahre und einer Größe ab fünf Fuß, sieben Zoll (163,3 cm) wehrpflichtig. Die Dienstzeit betrug bei der Infanterie acht, bei der Kavallerie zehn Jahre.

Wenn früher Söldnerheere aufgestellt wurden, wurden nun immer wieder mit rigoroser Härte Aushebungen in der Bevölkerung durchgeführt, um den Bedarf an Soldaten für Napoleons Feldzüge zu decken.

William Merritt Chase: der Lehrjunge
William Merritt Chase: der Lehrjunge

Befreit vom Militärdienst waren allerdings Adel und Söhne von königlichen Staats- und Hof-bediensteten. Bedingt befreit waren die beiden Residenzstädte Stuttgart und Ludwigsburg sowie Studenten, Künstler, Lehrer, Lehrjungen und eine ganze Reihe weiterer Berufe und Stände. Praktisch blieben nur die Bauern übrig.

Wer der Wehrpflicht nicht nachkommen wollte, konnte sich für 800 Gulden, (wenn man bedenkt, dass eine Kuh damals ungefähr 60 Gulden kostete) einen "Einsteher" (Ersatzmann) kaufen, der sich dann stellvertretend auf die Konskriptionsliste setzen ließ.

Nach der aktiven Dienstzeit hatten die Soldaten noch sechs (Kavallerie) bzw. acht (Infanterie) Jahre als Heeresreserve in Dienstbereitschaft zu stehen.

 

Napoleons Besuch bei Kurfürst Friedrich, Lithographie um 1824
Friedrich in typischer Napoleonpose,
mit nachdrücklicher Faust
seinen Standpunkt vertretend.
Napoleon mit beschwichtigender Geste.

1809 wurde die neue Militär-konskriptionsordnung ein-geführt.

Fortan war "Einstehen" (Stellung von Ersatzmännern) nicht mehr möglich und die bislang bestehenden zahl-reichen Wehrpflicht-Ausnahmen wurden drastisch ein-geschränkt.

Befreit waren nur noch ehemalige reichsunmittelbare Fürsten1 und Grafen, die von König Friedrich I. jedoch angehalten wurden, freiwillig Dienst zu leisten.

Die Wehrpflicht begann mit der Vollendung des 18. Lebensjahres und endete mit dem 40. Lebensjahr.

Zeitweise hatte Württemberg bis zu 20.000 Mann, zuzüglich eines „Landsturms“ mit 100.000 Mann (1814), unter Waffen, wobei die letzteren nur mit Piken (bis zu 5 Meter lange Lanzen) bewaffnet waren.

 

Jacques Louis David: Napoeon Bonaparte
Jacques Louis David: Napoeon Bonaparte

Der Preis für die Unterstützung Napoleons war hoch: Von 1805 bis 1814 erlitt das württembergische Heer an der Seite Napoleons so große Verluste, dass es dreimal vollständig erneuert werden musste.

Von dem 15.800 Mann starken Heer kehrten zirka nur 500 von Napoleons Russlandfeldzug (1812) zurück.

 

Während die Zivilbevölkerung die Kriegslasten zu tragen hatte, gelang es König Friedrich an der Seite Napoleons, gewünscht oder verpflichtet, sein Staatsgebiet zu verdoppeln.

barra

indietro 1 avanti

1 Fürst (althochdeutsch furisto, „der Erste“, vgl. englisch first, „erst, als erstes“) ist in der hierarchischen Ordnung des Adelssystems im alten Reich der höchste Titel, unter dem auch Herzöge, Land-, Mark- und Pfalzgrafen inbegriffen waren.

Creative Commons Namensnennung- nicht kommerziell 3.0
2007 - 2018
CSS validoHTML valido