Die deutsche Nachkriegszeit

 

auf dem Reichstag in Berlin wird die russische Fahne gehisst
auf dem Reichstag in Berlin
wird die russische Fahne gehisst

Nach dem Krieg beschlossen die Siegermächte das besiegte Deutschland selbst zu verwalten, ohne die Macht an eine deutsche Führung zu geben.

Die Sowjetunion und die drei Westmächte gerieten bald in einen Konflikt, sodass sie sich nicht einigen konnten, was aus dem besiegten Deutschland werden sollte.

Die Deutschen, so die einhellige Auffassung noch während des Krieges, hatten zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahre einen Krieg zur Erweiterung ihres Machtbereichs begonnen und Europa in Schutt und Asche gelegt. Winston Churchill sprach später von einem zweiten Dreißigjährigen Krieg1.

von links: Winston Churchill, Harry S. Truman, Josef Stalin
von links:
Winston Churchill, Harry S. Truman, Josef Stalin

Die Deutschen waren nach alliierter Auffassung eine ständige Bedrohung für ihre Nachbarn. Notwendig war deshalb, ihnen die Möglichkeit zu nehmen, Kriege zu führen.

Den Alliierten ging es nicht um eine Befreiung der Deutschen, das ergeht klar und deutlich aus der Direktive JCS 1067 der Vereinigten Stabschefs der USA, die die grundlegenden Ziele der Besatzungspolitik schon  im September 1944, noch während des Zweiten Weltkriegs, festlegte und von Harry S. Truman (US-amerikanischer Präsident ) im April 1945 gebilligt wurde:

... Deutschland wird nicht zum Zwecke seiner Befreiung besetzt, sondern als besiegter Feindstaat....

 

Die Teilung Deutschlands und Berlins im Jahr 1945

Kapitulation

Nach Unterzeichnung der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands am 7. und 8./9. 5. 1945 und nach Inkrafttreten der alliierten Kontrolle über Deutschland übernahmen am 5. Juni 1945 die Oberbefehlshaber der 4 Siegermächte (Frankreich, Großbritannien, USA, Sowjetunion) die oberste Regierungsgewalt in Deutschland.

Im Juli des selben Jahres versammelten sie sich dann erneut in Potsdam, um das Schicksal Deutschlands zu entscheiden.

Die Grenzen wurden auf den Stand vom 31. Dezember 1937 gebracht, also zur Zeit vor Hitlers Eroberungen. Auf diese Weise verlor Deutschland 1/4 des Gebietes, das es 1938 hatte. Darüber hinaus wurde beschlossen, die deutsche Bevölkerung, die sich außerhalb dieser Grenze befand, unter dem Motto “Heim ins Reich“ nach Deutschland umzusiedeln (Sudetendeutsche, Karpatendeutsche der Slowakei, Siebenbürger Sachsen, Donauschwaben, Ungarndeutsche, Dobrudschadeutsche, Bessarabiendeutsche).

Auf diese Weise versuchte man mindestens eine der Ursachen zu beseitigen, die zum 2. Weltkrieg geführt hatten, denn einer der irrsinnigen Träume Hitlers war es, ein Großdeutsches Reich zu bilden, das die Gebiete der volksdeutschen Bevölkerung außerhalb der Grenzen Deutschlands einbeziehen sollte. Zu diesem Zweck wurden 1938 Österreich, das Sudetenland und 1939 Polen an das Deutsche Reich angeschlossen.

Auf der Potsdamer Konferenz wurden auch die Ziele des militärischen Bündnisses entschieden.

Am Anfang hatten sich die Siegermächte auf fünf Ziele („die fünf Ds“) geeinigt:

  • Demontage: um einen neuen Angriffskrieg zu verhindern, musste Deutschland entwaffnet werden, d.h. die Industrieanlagen der Metall- und Schwerindustrie, die Grundlage jeder militärischen Macht, sollte abgebaut werden und den Siegern als Wiedergutmachung der Schäden gegeben werden.
  • Demilitarisierung: ein baldiges Wiedererstarken Deutschlands sollte verhindert werden, um die Gefahr eines neuen Aggressionskrieges auszuschalten.
  • Denazifizierung: die NSDAP und ihre Organisationen wurden verboten; jeder Deutsche wurde auf seine nationalsozialistische Vergangenheit untersucht. Allerdings gab es zahlreiche Möglichkeiten, sich auf dem Schwarzmarkt einen „Persilschein“ zu besorgen.
    Zahlreiche Ämter wurden neu besetzt, auch zahlreiche Neulehrer wurden in wenigen Monaten zum Dienst ausgebildet (Umerziehung).
    Am 14. November 1945 begann in Nürnberg der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher, bei dem am 1. Oktober 1946 zwölf der 21 Angeklagten zum Tode verurteilt wurden. Daran anschließend gab es Folgeprozesse gegen andere Kriegsverbrecher.
  • Demokratisierung: im Hinblick auf eine eventuelle friedliche Zusammenarbeit Deutschlands in der internationalen Arena, sollte die Politik Deutschlands auf eine demokratische Grundlage vorbereitet werden. 
  • Dezentralisierung: politische Aufgaben, Zuständigkeiten, Ressourcen und Entscheidungsbefugnissen sollten an mittlere (z. B. Provinzen, Distrikte, Regionen) und untere Ebenen (Städte, Gemeinden, Dörfer) übertragen werden.

Die Siegermächte verstanden unter den "fünf Ds" sehr Unterschiedliches, zum Teil einander Widersprechendes. Sie verfolgten diese Ziele in ihren vier Besatzungszonen minder oder mehr energisch und auf sehr verschiedenen Wegen, was mit Hinblick auf die sich abzeichnende bipolare Weltordnung des späteren Ost-West-Konflikts zu konträren Ergebnissen führte.

Die vier Besatzungszonen gemäß dem Potsdamer Abkommen
Die vier Besatzungszonen
gemäß dem Potsdamer Abkommen

Die Alliierten entschlossen aber auch, dass das Land in 4 Besatzungszonen aufgeteilt werden sollte und jeder Alliierte sollte eine dieser Zonen kontrollieren. Deutschland westlich der Oder-Neiße-Linie sollte als wirtschaftliche Einheit behandelt werden und es sollten einige deutsche zentrale Verwaltungsstellen gebildet werden, wozu es jedoch nicht kam.

Offiziell wurde angegeben, dass die Aufteilung Deutschlands aus praktischen Gründen durchgeführt werden müsse, denn es wäre unmöglich ein so großes Gebiet gemeinsam verwalten zu können.

Großbritannien bekam den Nordwesten Deutschlands, die Vereinigten Staaten einen Teil Mitteldeutschlands, den südlichen Teil Deutschlands und den Bremer Hafen, der sich in der englischen Zone befand. Frankreich bekam den Südosten Deutschlands und das Saargebiet. An die Sowjetunion fiel ein Teil Mitteldeutschlands und den Nordosten Deutschlands. 

das aufgeteilte Berlin
das aufgeteilte Berlin

Auch Berlin, die ehemalige alte Reichshauptstadt, die sich nun in der sowjetischen Besatzungzone (Ostzone) befand, wurde in vier Zonen unterteilt: eine für jeden Alliierten.

Jede Besatzungszone hing von einem von den Oberbefehlshabern der Alliierten Truppen gebildeten Kontrollrat mit Sitz in Berlin ab. Ziel dieses Kontrollrates war es die Teilung Deutschlands abzuwenden. Deshalb konnten Entscheidungen nur getroffen werden, wenn alle 4 Vertreter einverstanden waren. Wenn aber kein Einvernehmen Zustande kam, handelte jeder Kommandant nach der Sicht des eigenen Landes.

Achtung! S-Bahnreisende
Achtung! S-Bahnreisende

Es war schwierig gemeinsam zu arbeiten und bald wurden die 4 Besatzungszonen 4 verschiedene Welten, was letztendlich ein einheitliches deutschlandpolitisches Konzept der Alliierten verhinderte. Es gab natürlich auch technische Schwierigkeiten. Die Verbindungen zwischen den einzelnen alliierten Verwaltungen waren zu schwierig, um ein Land im Chaos zu führen (regieren). Aber die Isolierung und die Aufteilung in 4 Besatzungszonen hatte bald andere Gründe.

Jede alliierte Großmacht versuchte den größtmöglichen Nutzen aus den besetzten Gebieten zu ziehen. Statt eine einheitliche Politik zu machen, interpretierte jede Siegermacht das Potsdamer Abkommen nach seiner eigenen Sicht.  Schon seit den ersten Tagen der Besatzung gab es Gegensätze: die Alliierten waren sich nicht über die demokratische Umgestaltung des wirtschaftlichen, sozialen und politischen Lebens in Deutschland einig. 

Mütter, denkt an die Zukunft
Mütter, denkt an die Zukunft

Die Sowjetunion änderte die gesamte wirtschaftliche und soziale Struktur in der Ostzone, um sie in eine sozialistische Gesellschaft zu verwandeln. Die Westmächte (USA, Großbritannien und Frankreich) arbeiteten indes in eine ganz andere Richtung: sie wollten eigentlich nur die alte wirtschaftliche Strukturen wieder aufbauen und dachten nicht daran sie umzugestalten.

Ende 1945 wurde die Zwietracht zwischen den Alliierten immer deutlicher. Der wachsende Bruch zwischen der Sowjetunion und den Westmächten brachte die Sieger dazu, Deutschland auf eine andere Art und Weise zu sehen. Es wurde nicht mehr als ein besiegtes Land angesehen, das man in wirtschaftlicher, sozialer und politischer Hinsicht leiten musste, sondern wurde als potentieller Verbündeter im Kalten Krieg2 angesehen. In der Tat waren die Gegensätze so groß, dass die alten Verbündeten Feinde wurden: die USA und die Sowjetunion rüsteten auf. 

die Lage Deutschlands in Europa
die Lage Deutschlands in Europa

Auch durch die Lage Deutschlands, im Herzen Europas, günstig für ein mögliches Schlachtfeld zwischen der Sowjetunion und den Westmächten, für die Deutschland ein Schutzdamm gegen den kommunistischen Vormarsch in Europa bedeutete. Deshalb bauten die Amerikaner schon seit 1946 mit großer Eile die Deutsche Industrie wieder auf. 

Diese Situation verletzte aber das Potsdamer Abkommen, das genaue Grenzen für den Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft gesetzt hatte. 

Um die wirtschaftlichen und kommerziellen Aktivitäten schnellstmöglich wieder aufzunehmen, wurden die Zollschranken zuerst wischen den USA und England und dann auch mit Frankreich abgeschafft. Dies führte zu einer Aufteilung in zwei Blöcke: einer von der Sowjetunion kontrollierte Block im Osten und einer im Westen mit einer Verwaltung und Wirtschaft nach anglo-amerikanischem Typ.

Schloss Cecilienhof in Potsdam
Schloss Cecilienhof in Potsdam, Tagungsort der Potsdamer Konferenz
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1 Dreißigjähriger Krieg = Sammelbezeichnung für den europäischen Religions- und Staatenkonflikt, der aus dem konfessionellen Gegensatz im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation und dem Gegensatz zwischen Habsburgermonarchie und Ständen entstand und auf deutschem Boden 1618-48 ausgetragen wurde. Deshalb sprach man im 17. und 18. Jahrhundert auch vom Teutschen Krieg, um den Raum zu charakterisieren, der millionenfachen Tod, Verwüstung und Barbarei erlitt. Die neuere Geschichtsschreibung deutet das Ganze als Krieg in Europa, weil sich in vielen Ländern Macht-, Religions- und Wirtschaftsprobleme gewaltsam entluden. Es kam zu kriegerischen Auseinandersetzungen in den Niederlanden, zwischen Polen und Schweden, Schweden und Dänemark, Frankreich und Spanien. Nach den wirtschaftlichen und sozialen Verheerungen benötigten einige vom Krieg betroffene Territorien mehr als ein Jahrhundert, um sich von dessen Folgen zu erholen.

2 Kalter Krieg = Auseinandersetzung nach 1945 zwischen den beiden Machtblöcken USA und Sowjetunion. Eine direkte militärische Auseinandersetzung zwischen den beiden Supermächten gab es nicht, aber dafür erbitterte wirtschaftliche, diplomatische und ideologische Kämpfe. Gegensätzliche Interessen bedingten gegenseitiges Misstrauen und Feindseligkeit in der eskalierenden ideologischen Auseinandersetzung.