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Die Ritualmordlegende
(Teil 1 von 2)
beliebte Maßnahme gegen Häretiker:
Verbrennung auf dem Scheiterhaufen
itte des 12. Jahrhunderts kam die Legende über die von den Juden durchgeführte Kindestötung auf.
Es war die schwerste und langlebigste (12. bis 20. Jahrhundert) und brachte zu blutigsten Konsequenzen.
Zubereitung von Matzen
Geschichten über Juden, die christliche Kinder stehlen, brutal abschlachten und ihr Blut für das Osterbrot (Matzen1) verwenden, gab Leben für eine echte Kollektivpsychose in Europa. Psychosen, die den Antisemitismus auf eine “anfallartige“ Ebene brachte, was Inquisition, Prozesse, Hinrichtungen, Verbrennungen auf dem Scheiterhaufen, aber auch Massaker und Vertreibung ganzer jüdische Gemeinden hervorrief.
Hier soll auch erwähnt werden, dass Juden als Parasiten und Spekulanten, als Feiglinge und Verräter, als arrogant, schmutzig und übel riechend galten und Christen verachteten. Zudem galten sie als “Teufelssöhne“ und ihre Seelen und Synagogen als "Heimstätten des Bösen“. Außerdem sagte man von ihnen, dass sie das Geld lieben und es dazu benutzen, um die Welt zu regieren. Da ist es kein Wunder, dass im Laufe der Jahrhunderte auf die meisten Kindestötungsanklagen blutige Judenpogrome folgten.
Kreuzigung des Wilhelm von Norwich
Buchmalerei 1493
Neben dem Vorwurf Blut zu rituellen Zwecken zu verwenden, dichtete man den Juden vielerlei “Untaten“ an. Es gibt eine ganz verschwommene und unscharfe Überlieferung, die über Jahrhunderte von der geistlichen und weltlichen Obrigkeit geschaffen wurde und die Juden in einen verdächtige Figur verwandelte und sie mit einer rituellen Kindestötung, der Hostienschändung, dem Blutgenuss, dem Vampirismus, dem Kannibalismus, mit bizarren Essgewohnheiten, mit Schmutz, Keimen, verseuchtem Blut, Gift, Zauberei, dämonischen Ritualen, usw. assoziierte, was den christlichen Menschen jener Zeit einleuchtend erschien.
Hostienfrevel von Sternberg 1492.
Ein Priester verkauft dem Juden Elihart geweihte Hostien,
die nach Messerstichen zu bluten beginnen.
Darstellung von Diebold Schilling 1513 (Ausschnitt)
Dazu kamen die Legenden über jüdische Ärzte, die Christen ermorden, jüdische Wirte, die Getränke vergiften und so weiter und so fort.
Mit einem solchen "Profil" kann man alles mögliche über die Juden sagen und das schlichte Volk wird es glauben. Dies erklärt auch die lange Ausdauer und die außergewöhnliche Vitalität der Legende über den Ritualmord.
1 Matze = (ungesäuertes Brot) ein dünner
Brotfladen, der von religiösen und traditionsverbundenen Juden während des Pessachfestes gegessen wird. Hergestellt
werden sie aus Wasser und einer der fünf Getreidearten Weizen, Roggen, Gerste, Hafer oder Dinkel ohne Triebmittel.
Matzen werden zur Erinnerung an den Auszug der Israeliten aus Ägypten gegessen. Gemäß der Überlieferung in der
Torah blieb den Israeliten beim Aufbruch keine Zeit, den Teig für die Brote gehen zu lassen (2. Mose 12,33-34: Die
Ägypter drängten das Volk, eiligst das Land zu verlassen, denn sie sagten: Sonst kommen wir noch alle um. 34 Das Volk
nahm den Brotteig ungesäuert mit; sie wickelten ihre Backschüsseln in Kleider ein und luden sie sich auf die Schultern.)